Eintrag vom 14. Juni 2021

myAcker plus

Wie ein digitaler Garten zu „echter Arbeit“ für Menschen mit Behinderungen führt

Ein cooles Projek: Menschen, die gerne ihr eigenes Gemüse hätten, denen aber Platz oder die Zeit dafür fehlen, können ganz einfach am Smartphone oder PC Gemüse pflanzen, pflegen und ernten. Mit myAcker plus und dem #TeamLebenshilfe werden die Anweisungen Realität: Die echten GärtnerInnen sind teilarbeitsfähige Menschen mit Behinderungen, die die Wünsche mit ihren Arbeitsbegleiter*innen umsetzen, bevor das geerntete Gemüse vor die Haustür geliefert wird. Am Blatterlhof in Thal bei Graz haben die Gärtner*innen zum Start des Projekts und mit Unterstützung der Stadt Graz die Möglichkeit, ihr Handwerk zu lernen.

Thomas Gödl, Projektteilnehmer

Beschäftigung für Menschen mit Behinderungen

In Österreich sind rund 23.000 Menschen mit Behinderungen in Werkstätten beschäftigt. Obwohl sie arbeiten, beziehen sie dort aber Taschengeld statt einem Einkommen, sie haben keine Pensions- und Sozialversicherung und sie sind abhängig von Transferleistungen wie der Familienbeihilfe. Mit dem Projekt myAcker plus ermöglicht die Lebenshilfe auch „teilarbeitsfähigen“ Menschen mit Behinderung einer bezahlten Arbeit nachgehen zu können. Insgesamt sollen sechs Menschen mit Behinderungen bei myAcker plus beschäftigt sein.

So funktioniert „myAcker plus“
  • Menschen, die gerne eigenes, frisches und regionales Gemüse kaufen wollen, legen online einen Garten an
  • Auf einem Acker der Lebenshilfe legen unsere Teilnehmer*innen den Gemüsegarten nach den Vorstellungen der User*innen an und erhalten dafür ein faires Gehalt
  • Die Gartenbesitzer*innen erhalten über Smarthone, Tablet oder PC Informationen und Updates zu ihrem Gemüse
  • Das Team der Lebenshilfe pflegt und erntet das Gemüse und verschickt es an die Gartenbesitzer*innen
  • Das eigene Einkommen fördert die Unabhängigkeit von Menschen mit Behinderung
Stadt Graz unterstützt Projektstart in Thal

Gefördert von der Stadt Graz haben die Teilnehmer*innen der Lebenshilfe gemeinsam mit ihren Arbeitsbegleiter*innen die Möglichkeit, das Gärtnern sowie den Umgang mit der myAcker-Technik auf einem Acker des Blatterlhofs in Thal bei Graz unter realen Bedingungen zu lernen. Der Probebetrieb ist bis zum Jahresende geplant, ist das nötige Knowhow vorhanden, haben myAcker-User*innen in einem zweiten Schritt dann tatsächlich die Möglichkeit, ihr Gemüse vom myAcker plus #TeamLebenshilfe pflegen und ernten zu lassen. Um in die zweite Phase gehen zu können, wird allerdings noch ein größerer Acker gesucht.

Unterstützung der Teilnehmer*innen durch das Land Steiermark

Über eine im Behindertengesetz festgelegte sogenannte TaB (Teilhabe an Beschäftigung in der Arbeitswelt) -Leistung, werden die Teilnehmer*innen der Lebenshilfe außerdem vom Land Steiermark unterstützt. Menschen mit Behinderungen im erwerbsfähigen Alter werden dadurch bei der Entwicklung ihrer persönlichen und beruflichen Kompetenzen gefördert und unterstützt, um ihre Teilhabe an Beschäftigung in der Arbeitswelt zu ermöglichen.

Mit myAcker plus wird Onlinegärtnern noch regionaler

Der bereits seit 2018 bewirtschaftete myAcker Bio-Acker in Mühldorf in Kärnten erhält mit myAcker plus und dem #TeamLebenshilfe in der Steiermark erstmals regionale Verstärkung. Damit wird es ab der Saison 2022 für myAcker-Kunden möglich sein, selbst auszuwählen, wo das persönliche Gemüsebeet angelegt und gepflegt werden soll. So lassen sich unnötige Transportwege vermeiden und myAcker setzt ein weiteres, deutliches Zeichen in puncto Regionalität.

Die Schaffung neuer, nachhaltiger Arbeitsplätze und der soziale Mehrwert, der sich dadurch ergibt, sorgen für das „Plus“ bei diesem gemeinsamen Projekt mit der Lebenshilfe.

Weitere Informationen

Statements:

Susanne Maurer-Aldrian, Geschäftsführerin Lebenshilfen Soziale Dienste
„Ökosoziale Verantwortung zu übernehmen, ist für uns eine Selbstverständlichkeit.Die Digitalisierung öffnet Türen für alle Menschen – sie ist in der Lage Barrieren zu überwinden. myAcker plus ermöglicht Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung und wir können ökosoziale Verantwortung mit einem superinnovativen Projekt kombinieren und die Chancen der Digitalisierung nutzen. Einen Garten zu pflanzen, bedeutet an morgen zu glauben, hat Audrey Hepburn einmal gesagt – dieses Signal setzten wir sehr gerne!“

Kurt Hohensinner, Sozialstadtrat Graz
„Arbeit ist die nachhaltigste Sozialpolitik. Als Sozialressort ist es unser Ziel Menschen mit Behinderung über die Grenzen von Werkstätten hinaus in den Arbeitsmarkt zu integrieren. In den vergangenen Jahren konnten wir hier mit unseren Partnern wichtige Akzente setzen, wie etwa mit der Initiative Step by Step. Projekte wie diese stehen nicht nur für eine Anstellung und faire Entlohnung, sondern es geht vielmehr auch um Selbstbewusstsein und das Gefühl gebraucht zu werden. myAcker plus ist in diesem Zusammenhang ein weiteres tolles Vorzeigeprojekt. Es verbindet die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung mit nachhaltiger Landwirtschaft und dem Trend zunehmender Digitalisierung: Eine zukunftsweisende win-win-win-Situation mit sozialem Mehrwert.“

Christoph Raunig, einer der beiden Gründer von myAcker
„Mit myAcker plus und der Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe gibt es nun einen ersten, zusätzlichen myAcker-Standort in Österreich, der noch dazu für ein deutliches Plus an nachhaltigen Arbeitsplätzen und sozialem Mehrwert sorgt. Damit gelingt es uns, unseren Fokus auf Regionalität und Nachhaltigkeit zu forcieren und unseren Kunden bestes Bio-Gemüse ohne unnötige Transportwege, aber mit ökosozialem Plus anzubieten. Aus unserer Sicht schafft die Kooperation also Mehrwert für alle Beteiligten und darüber freuen wir uns sehr.“