Eintrag vom 03. Februar 2020

Menschen mit Behinderungen unterrichten LehrerInnen

"Würdest Du Dir Deine Behinderung wegwünschen?" Im Rahmen von Workshops dürfen angehende LehrerInnen KundInnen der Lebenshilfe Fragen stellen. Dabei geht es ans Eingemachte.

Eine Gruppe von Studierenden der Pädagogischen Hochschule mit zwei Vertretern des Forschungsbüro Menschenrechte.

Alle Blicke im Sesselkreis sind auf David Formayer gerichtet, der die heutige Unterrichtseinheit an der Pädagogischen Hochschule in Graz hält. Er ist kein gewöhnlicher Lehrer, er sitzt im Rollstuhl und ist beim Sprechen manchmal schwer zu verstehen. David beantwortet Fragen der Studierenden, auch sehr persönliche: „Wenn Du einen Wunsch frei hättest, würdest Du Dir Deine Behinderung wegwünschen?“ oder: „Wie sieht es mit Beziehungen aus?“

David ist eigentlich nicht Lehrer von Beruf, sondern arbeitet im „Forschungsbüro Menschenrechte“ bei der Lebenshilfe in Graz. Er gibt den angehenden Lehrerinnen und Lehrern Einblicke in sein Leben. Schließlich werden sie später auch mit Kindern mit Behinderungen zu tun haben. Kurt Feldhofer leitet das Forschungsbüro Menschenrechte und moderiert das Gespräch mit der Gruppe. „Es braucht von beiden Seiten viel Offenheit“, erklärt Kurt. Für viele Studierende sei es die erste Begegnung mit Menschen mit Behinderungen und trage viel dazu bei, Unsicherheiten abzubauen.

Kundinnen und Kunden der Lebenshilfe hielten auch schon Workshops an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule in Graz, bei Jugend am Werk und an der MedUni. Die Themen: Leben mit Behinderungen, Ethik, Selbstbestimmung, Menschenrechte. „Organisationen, Firmen und Einrichtungen können Workshops bei uns buchen,“ so Kurt. In der Lehrerausbildung sind weitere Workshops bereits in Planung.

Die Studierenden hängen nach wie vor an Davids Lippen. Das mit den Beziehungen sei schon schwierig, erklärt er. Ohne Begleitung könne er schließlich nicht einmal abends ausgehen, um jemanden kennenzulernen. Seine Behinderung würde er sich allerdings nicht wegwünschen: „Das wäre dann ja nicht mehr ich.“