Leitfaden für inklusive Sportveranstaltungen präsentiert
Breitensport wird im Englischen als „sports for all“ bezeichnet. Doch ist die Teilnahme an Sportveranstaltungen wirklich für alle Menschen möglich? Im Rahmen des EU-Projekts INIS (international networking for inclusive sportevents) haben sich Teams der Lebenshilfen Soziale Dienste, des Sportbündels Kapfenberg und des TSG Hatten Sandkrug mit Inklusionsmaßnahmen für Menschen mit Behinderungen in diesem Bereich auseinandergesetzt. Bei einer großen Fachtagung wurde kürzlich im Sportpark in Graz ein Leitfaden präsentiert, der es Veranstaltern erleichtern soll, inklusive Settings zu schaffen.
Denn Inklusion in Bezug auf Sportveranstaltungen muss auf allen Ebenen stattfinden. Das beginnt bei der Planung, geht über die Anmeldung bis zum Service für die Teilnehmer:innen. Das Publikum muss ebenso mitgedacht werden wie die Kommunikation im Vorfeld und nach der Veranstaltung.
Die Tagungsveranstalter zeigten, dass inklusive Settings möglich sind. So wurde die Fachtagung von einem inklusiven Team geplant. Menschen mit Behinderungen waren auch bei der Umsetzung vor Ort maßgeblich beteiligt – bei der Anmeldung der Tagungsteilnehmer:innen, der Moderation und der Gestaltung der Workshops am Nachmittag.
Podiumsdiskussion und Workshops
Nach einer Begrüßung durch Lebenshilfe-Geschäftsführerin Susanne Maurer-Aldrian folgen Grußworte von Anges Sirkka Prammer (Nationalratsabgeordnete und Vorsitzende des parlamentarischen Sportausschusses) und Kurt Hohensinner (Stadtrat für Sport, Soziales, Jugend und Bildung). Bei der anschließenden Diskussion nahmen Paraski-Doppelweltmeisterin Veronika Aigner, Graz-Marathon Organisator Michael Kummerer und Jaak Beil vom LandesSportBund Niedersachsen e.V. am Podium Platz.
» Der Leitfaden steht auf der Projektseite von INIS kostenlos zum Download zur Verfügung.
Das Projekt ist damit formell zwar abgeschlossen, die Partner-Institutionen wollen jedoch noch weiterarbeiten. MOI-Leiter Thomas Jäger: „Wir haben gerade ein Folgeprojekt eingereicht, bei dem wir sowohl ein weiteres Partnerland als auch Sportveranstalter:innen mit ins Boot holen wollen.“
ZITATE:
Susanne Maurer-Aldrian, Geschäftsführerin Lebenshilfen Soziale Dienste GmbH
„Seit mehr als 20 Jahren setzt sich die Lebenshilfe dafür ein, Menschen mit Behinderungen den Zugang zu Sportangeboten zu ermöglichen. 2017 wurde MOI (Move on to inclusion) ins Leben gerufen. Seit dem Vorjahr bilden wir Menschen mit Behinderungen zu Sportmanagement-Assistent:innen aus. Und im Projekt Sport.Finder soll in den nächsten drei Jahren eine Internet-Plattform entstehen, die Vereine und Menschen mit Behinderungen zusammenbringt.“
Agnes Sirkka Prammer, Nationalratsabgeordnete und Vorsitzende des parlamentarischen Sportausschusses
„Sport muss für Menschen mit Behinderungen Teil ihres alltäglichen Lebens sein. Besonders wichtig ist dabei das Andocken an Vereinen. So schwer ist das gar nicht. Und wenn es funktioniert, profitiert der ganze Verein davon.“
Kurt Hohensinner, Stadtrat für Sport, Soziales, Jugend und Bildung
„In einer inklusiven Stadt müssen sich nicht die Menschen anpassen. Die Stadt passt sich den Menschen an.“
Martin Sommerauer, Sportbündel Kapfenberg
„Mit diesem Leitfaden wollen wir Veranstalter:innen auch die Angst nehmen. Denn jeder Versuch ist ein Schritt in die richtige Richtung.“
Tijuana Cop, TSG Hatten-Sandkrug
„Wir sind Expert:innen in eigener Sache. Wir haben etwas dazu beizutragen und tun das auch gerne.“
Veronika Aigner, Paraski-Doppelweltmeisterin und zweifache Goldmedaillengewinnerin bei den Paralympics 2022
„Das Wichtigste für Menschen mit Behinderungen ist es, überhaupt einen Weg zu finden, um Sport betreiben zu können. Dafür müssen sich Vereine öffnen. Eltern sollten ihre Kinder mit Behinderungen außerdem nicht in Watte packen und sie verschiedene Sportarten ausprobieren lassen.“
Michael Kummerer, Organisator Graz Marathon
„Letztes Jahr beim Graz Marathon betreute MOI-Events eine perfekte Labestation. Aber das war nur der Anfang. Das aktive Teilnehmen von Menschen mit Behinderungen ist der nächste Schritt und ein klares Ziel für den Marathon im heurigen Herbst.“
Jaak Beil, LandesSportBund Niedersachsen e.V.
„Ich war schon auf viel zu vielen Veranstaltungen, wo Menschen ohne Behinderungen darüber gesprochen haben, was für Menschen mit Behinderungen wichtig ist. Inklusion ist ein Menschenrecht. Und es geht nicht mehr um die Frage `Inklusion – Ja oder Nein?`. Es geht nur darum, wie kriegen wir das hin. Und viele gute Beispiele wie diese Veranstaltung zeigen, wir kriegen das hin!“
Dieses Projekt wird mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.