Kleine Dinge mit großer Wirkung
Nachhaltigkeit wirkt - Was unserer Mitarbeiter*innen für die Umwelt tun
Wer bist du und wie lange arbeitest du schon bei der Lebenshilfe?
Mein Name ist Harald Weber, ich wurde in der rauen Obersteiermark geboren und bin nach einer ausgedehnteren Schulzeit nach Graz übersiedelt, um zu studieren. Seit 2004 arbeite ich gerne in unserer Lebenshilfe, lange im Bereich der integrativen Beschäftigung (Gastro West), seit zwei Jahren in der Begleitung von Personen im Wohnumfeld.
Was bedeutet für dich Nachhaltigkeit?
Ich betrachte mich und uns Menschen als Kurzzeitgäste auf diesem einzigartigen Planeten. Er bietet sämtliche Voraussetzungen und unendlich viele Möglichkeiten, um eine gute Lebenszeit haben zu können. Unsere Pflicht ist es, auch nachfolgenden Generationen alles hier so zu hinterlassen, wie wir es vorgefunden haben bzw. vorfinden möchten.
Wie setzt du das Thema Nachhaltigkeit privat um?
Ich versuche, bewusst zu leben. Nachhaltige Lebensführung ist für mich ein großes Lernfeld. Es gilt, persönliche Bedürfnisse mit den übergeordneten, kollektiven Interessen, mit Ressourcenschonung, in Einklang zu bringen. Das ist nicht immer leicht. Obwohl ich in der privilegierten Situation bin, Wahlmöglichkeiten zu haben und ich mich nicht – so wie sehr viele Menschen – anstrengen muss, um meine Grundbedürfnisse decken zu können.
Wir können sehr viel schon im Kleinen bewegen, ohne verzichten zu müssen: Wasserhahn abdrehen, während man sich (30 Sekunden) die Hände einseift. Zucchinis schmecken erprobterweise auch ohne Plastikverpackung hervorragend, Tomatenpflanzen auf dem eigenen Balkon halten lästige Gelsen und Fliegen fern. Ausgedehnte Shopping-Exzesse verursachen bei mir gottlob weniger Endorphinausschüttung als eine kleine Laufrunde, da hab ich definitiv einen Startvorteil.
Beim Reisen oder Fleischkonsum ist das Gleichgewicht viel schwieriger für mich einzuhalten. Ich versuche zumindest, auch hierbei den entstandenen Schaden klein zu halten. Es gibt CO2-Kompensationsmöglichkeiten und immer noch Bauern in der Nachbarschaft, welche ihren Kühen Namen geben.
Wie setzt du es in der Einrichtung um?
In der Casalgasse gibt es einige Kolleg*innen, welche mir als Vorbilder dienen und nicht nur mich, sondern auch andere inspirieren. Viele von ihnen kommen mit dem Fahrrad in die Arbeit, einige ernähren sich, ohne dabei auf tierische Produkte zurückzugreifen, und manch einer leistet einen großartigen Beitrag für sich und Nachhaltigkeit, indem immer wieder mal einwandfreie Lebensmittel mit erreichtem/überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum auf dem Teller landen und somit vor der sinnlosen Entsorgung durch Supermarktketten gerettet werden.
Insgesamt ist uns allen wichtig, Lebensmittel nicht zu verschwenden. Das gelingt uns meist gut, manchmal noch nicht. Früher gab es einen bestens gefüllten Lebensmittellagerraum im Wohnhaus, den wir aufgelöst haben. Dadurch ist eine viel bessere Übersichtlichkeit gewährleistet und ältere Lebensmittel können vorrangig verbraucht werden. Das Projekt „Gemüsekiste vom Bauern in der Nachbarschaft“ ist bislang gescheitert. Die Betonung liegt auf „bislang“. Tagsüber das Licht abzuschalten, Fenster nur zum Stoßlüften zu öffnen, PCs in arbeitsfreien Zeiten herunterzufahren sind kleine Dinge mit großer Wirkung, welche sich ohne Aufwand umsetzen lassen.
Einen schönen Akzent, der mir persönlich sehr viel Freude bereitet, setzen wir seit einigen Wochen beim Thema Mobilität. Wir begleiten die Menschen, welche in der Casalgasse 58 wohnen, beim Umstieg vom Taxi auf öffentliche Verkehrsmittel. Mittlerweile begleiten wir morgens drei Personen auf ihrem Weg in die Tagesbegleitung mit dem großen grünen Bus. Eine weitere Person geht morgens immer in Begleitung zu Fuß in die Werkstätte Puntigam, was die dortigen Kolleg*innen in großartiger Kooperation abdecken. Hierbei ist der Aufwand freilich größer, aber nicht so groß wie der Nutzen, somit unbedingt lohnenswert. Auch im Sinne von Inklusion und Teilhabe.
Was kann jede*r Einzelne tun, um nachhaltiger zu leben?
Das kann und sollte jede Person für sich selbst beantworten. Alleine, wenn man sich diese Frage ernsthaft stellt, ist der erste und wichtigste Schritt bereits getan.