Eintrag vom 19. November 2020

Größtmögliche Nähe trotz Abstand

Ruben Higueras vom Springerdienst der Lebenshilfe-Wohnhäser berichtet

Die Arbeit bei der Lebenshilfe hat sich durch die Corona-Pandemie maßgeblich verändert. Ruben Higueras vom Springerdienst der Wohnhäuser erzählt, wie professionell das Team mit den neuen Strukturen umgegangen ist und wie diese seinen Alltag noch immer beeinflussen.

Ruben Higueras mit KundInnen der Lebenshilfe

Ruben Higueras geht dorthin, wo er gerade gebraucht wird. Mit Maske, Handschuhen und im Bedarfsfall kompletter Schutzausrüstung unterstützt der Springer die Teams in den Wohnhäusern der Lebenshilfe. Vor einem Jahr wurde der Springerdienst ins Leben gerufen. Damals hat niemand geahnt, wie wichtig er in Zeiten der Corona-Pandemie werden sollte.

Jetzt im Herbst, während der „zweiten Welle“, sind die Sicherheitsmaßnahmen für Higueras und seine KollegInnen Normalität geworden. Es gibt keine Panik, wenn eine Kundin oder ein Kunde isoliert werden muss. Die Abläufe sind klar. Das Präventionskonzept steht. „Es ist nach wie vor anstrengend, aber machbar“, so der 30 Jahre alte gebürtige Spanier, der seit zehn Jahren bei der Lebenshilfe arbeitet.

Im ersten Lockdown

Im Frühling sah das anders aus. „Zum Jahreswechsel habe ich das erste Mal im Familienkreis über Corona gesprochen“, erinnert sich Higueras. Damals sei ihm nicht bewusst gewesen, welche Auswirkungen das Virus auf seine Arbeit haben würde. Eine Isolierstation wurde aufgebaut, Konzepte für den Notfall wurden erarbeitet. „Aber als dann wirklich die ersten Tests positiv waren, haben sich die Regeln von Woche zu Woche verändert.“ Dienstpläne mussten sehr kurzfristig verändert werden, höchstmögliche Flexibilität war gefragt. „Zu zwei Prozent wussten wir Bescheid, was gerade läuft. Auf die anderen 98 Prozent mussten wir einfach bestmöglich reagieren“, beschreibt Higueras die Situation. „Das Schwierige war, dass es keine Erfahrung mit dem Thema gab.“ Aber es wurde auch deutlich, wozu die BetreuerInnen im Stande sind. „Es hat sich gezeigt, wie wichtig eine gute Ausbildung ist. Das Team hat sehr professionell agiert.

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Ruben Higueras mit Kolleginnen.

Ruben Higueras selbst hatte sich freiwillig für die Arbeit in der Isolierstation gemeldet. Das Verstehen sei dort die größte Herausforderung für die BewohnerInnen gewesen. „Sie waren verunsichert und hatten Angst, weil sie nicht in ihrer gewohnten Umgebung sein konnten.“ Und die BetreuerInnen standen vor einer Mammutaufgabe. „Plötzlich geht es nicht mehr nur darum, die Menschen bestmöglich zu begleiten, sondern auch sich selbst zu schützen.“ Die Basis der Betreuung ist Nähe. Doch plötzlich war Distanz gefordert. Eine Diskrepanz, vor der die MitarbeiterInnen noch immer stehen.

Reisen als Fernziel

Auch die Sorge ist weiterhin da. Kürzlich musste sich Higueras selbst einem Schnelltest unterziehen, weil er in direktem Kontakt mit einem infizierten Kunden war. „Ich musste 15 Minuten auf das Ergebnis warten“, sagt Higueras, dem bewusst ist, dass sich die Situation bis zum Frühling 2021 nicht verändern wird. „Aber wir unterstützen uns gegenseitig und werden das schaffen“, sagt Higueras mit einem klaren Ziel vor Augen. „Mein Vater lebt nach wie vor in Spanien. Und wenn das alles vorbei ist, dann werde ich wieder reisen und ihn besuchen können.“ Mit diesem Gedanken im Hinterkopf wird Higueras auch weiterhin dorthin gehen, wo er gebraucht wird – allen Widrigkeiten zum Trotz.

Das ist eine Geschicht aus unserem Magazin Lebenzeichen. Das gesamte Magazin können Sie sich hier herunterladen:

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