Eintrag vom 24. März 2021

Eine digitale Welt für alle

Herausforderungen bei der Nutzung digitaler Medien für Menschen mit Behinderungen

Das Forschungsbüro Menschenrechte hat für eine Studie mehr als 550 Menschen mit und ohne Behinderung zur Nutzung digitaler Medien befragt. Dabei wird klar, dass es zum Thema Digitalisierung und Menschen mit Behinderungen noch enormen Aufholbedarf gibt. 17% der Menschen mit Behinderungen nutzt überhaupt kein technisches Gerät, 45% geben außerdem an, dass sie kein Internet nutzen.

David Formayer sitzt am Computer

Laut UN Behindertenrechtskonvention hat jeder Mensch das Recht auf den Einsatz von Technologien und auf einen freien Zugang zu Informationen, um eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen. Gleichberechtigte Teilhabe eröffnet wiederum den Gebrauch von Technologien und den freien Informationszugang. Die Studie des » Forschungsbüros Menschenrechte zeigt, dass es hier noch Aufholbedarf gibt.

Die Studie
Infografik_Lupe

Für seine Studie hat das Forschungsbüro mehr als 550 Menschen (279 mit Behinderungen, 277 ohne Behinderungen) im Alter von 20 - 49 Jahren befragt.

Die vier wichtigsten Ergebnisse der Studie:

  • Menschen mit Behinderungen weisen eine geringere Mediennutzung gegenüber Menschen ohne Behinderungen auf.
  • Je älter Menschen mit Behinderungen sind, desto eher nutzen sie gar KEINE technischen Geräte wie Smartphones, Tablets oder PCs.
  • 45% der Menschen mit Behinderungen nutzen kein Internet, bei Menschen ohne Behinderungen sind es nur 2%.
  • 17% der Menschen mit Behinderungen nutzen kein Endgerät, bei Menschen ohne Behinderungen sind es 0%.

Folgendes Video gibt einen Überblick über die wichtigsten Ergebnisse der Studie und zeigt gleichzeitig Lösungsansätze auf:


Die Digitalisierung ist gesellschaftliche Realität - nicht erst seit der Pandemie. Sie eröffnet allen Menschen viele Chancen. Menschen mit Behinderungen oder anderen Benachteiligungen stoßen in der digitalen Welt aber auch auf neue Barrieren. Hier muss man rasch ansetzen, um nicht neue Formen struktureller Ausgrenzung weiter zu manifestieren.

Das Forschungsbüro hat konkrete Lösungsvorschläge entwickelt, um soziale Fairness und Gleichberechtigung in der digitalen Welt möglich zu machen:

  • Information muss barrierefrei werden, indem sie leichter auffindbar wird und indem verstärkt Symbole, Bilder und einfache Sprache eingesetzt werden.
  • Die Medienkompetenz und Medienbildung muss stärker gefördert werden – sowohl von Menschen mit Behinderung als auch von Personen aus deren Umfeld.
  • Einfache Sprache und universelles Design sollen dazu beitragen, dass Medien barrierefrei bedienbar werden.
  • Die Forschung muss verbesserte empirische Datengrundlage schaffen und Untersuchungen zum Qualitätsstandard in der Umsetzung durchführen.

Den Forschungsbericht können Sie hier herunterladen:

Vollversion:

Kurzversion:

Infografik - der Forschungsbericht auf einen Blick:

Logo_Lebenshilfe_digital_Neue Wege für Menschen
DIGITAL FÜR ALLE - Soziale Fairness in einer digitalen Welt

Angesichts des technologischen Fortschritts und des demographischen Wandels wird es auch immer mehr Menschen geben, die im Alltag auf eine barrierefreie, aber auch technisch-unterstützende Umwelt angewiesen sind. Digitale Barrierefreiheit und ein universelles Design werden nicht nur für ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen immer wichtiger, um an der Gesellschaft partizipieren zu können.

Die Lebenshilfe hat fünf Forderungen, mit der soziale Fairness in einer digitalen Welt gelingen kann:

Bildung
  • Digitale Kompetenz durch kostenfreie Schulungen für Menschen mit Behinderungen und Benachteiligungen, sowie für deren soziales Umfeld
  • Digitale Kompetenzen, Gefahren im Internet und Datenschutz werden grundlegendend im inklusiven Bildungssystem (von der Volksschule bis zur Erwachsenenbildung) vermittelt
  • Digitales Empowerment als Pflichtfach allen Pflege- und Sozialberufsausbildungen
Technische Barrieren
  • Finanzielle Unterstützung für den Kauf technischer Geräte
  • Weiter-Entwicklung barrierefreier Benutzeroberflächen und technischer Geräte, Finanzierung über die öffentliche Hand.
  • Bis 2025 Menschen mit Behinderungen als Expert*innen in eigener Sache in die Planung und Entwicklung neuer Technologien einbinden
Beratung
  • Barrierefreie Beratungseinrichtungen zu Künstlicher Intelligenz (KI) und Digitalisierung für alle Menschen
Bewusstseinsbildung
  • Bewusstseinsbildende Maßnahmen etablieren: Menschen mit Behinderungen als wertvolle Arbeitskräfte und Kund*innen (z. B. Preise für Unternehmen, die Menschen mit Behinderungen gleichstellen, Workshops, etc.)
Förderungen und Vergabe
  • Die öffentliche Hand finanziert Forschungsprojekte zu den Themen Künstliche Intelligenz und neue Technologien im Kontext von Menschen mit Behinderungen
  • Anpassung des Vergabegesetzes – Barrierefreiheit als Kriterium auch im Bereich der Digitalisierung

Mehr Informationen: » Forschungsbüro Menschenrechte