Eintrag vom 03. Oktober 2022

"Die Liebe zum Leben ist der rote Faden"

Das LeLi-Tageszentrum für Essstörungen feiert seinen ersten Geburtstag

Ein Vernetzungstreffen, ein Tag der Offenen Tür und zwei spannende Fachvorträge mit zahlreichem Publikum – das war das nachgeholte Geburtstagsfest anlässlich des einjährigen Jubiläums von LeLi, dem Tageszentrum für Menschen mit Essstörungen.

GF Susanne Maurer-Aldrian mit LeLi-Leiterin Nina Baumgartner

Lebensliebe. Das ist mehr als nur der Name von „LeLi – dem Tageszentrum für Menschen mit Essstörungen“, welches die Lebenshilfen Soziale Dienste GmbH gemeinsam mit dem Land Steiermark, dem Gesundheitsfonds und der Stadt Graz vor einem Jahr aus der Taufe gehoben hat. Es ist eine Grundeinstellung. Eine Haltung, die auch beim nachgeholten Geburtstagsfest Ende September deutlich spürbar war. Egal ob beim Netzwerktreffen am Vormittag, bei den Gesprächen im Rahmen der „Offenen Tür“ am Nachmittag, oder bei den offiziellen Feierlichkeiten am Abend – die Liebe zum Leben zog sich wie ein roter Faden durch den ganzen Tag.

Aktuell zehn Team-Mitglieder, insgesamt 540 Anmeldungen und 100 Teilnehmer:innen, die momentan betreut werden – das ist die Bilanz in Zahlen nach einem Jahr LeLi. Unzählige Gäste (darunter Politiker:innen, Expert:innen aber auch Personen, die bei LeLi begleitet werden) konnten von LeLi-Leiterin Nina Baumgartner und Susanne Maurer-Aldrian, Geschäftsführerin der Lebenshilfen SD, begrüßt werden. Landesrätin Juliane Bogner-Strauß war Unterstützerin der ersten Stunde und auch ein Jahr später ist sie überzeugt: „Wir brauchen LeLi!“ Dass viele andere österreichische Bundesländer bereits daran arbeiten, Ähnliches aufzubauen, unterstreiche die Bedeutung des ambulanten Angebots. Und Bogner-Strauß verspricht: „Wir werden uns nicht zurücklehnen. Und wenn es noch mehr an Unterstützung braucht, werden wir darüber nachdenken und reden müssen.“

„Sich selbst wieder spüren“

Was Lebensliebe in der alltäglichen Arbeit bedeutet, machten zwei Experten mit ihren Fachvorträgen deutlich. Christoph Göttl, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeut: „Nicht die Essstörung ist das Problem, sondern das, was man nicht spüren will. Es geht darum, wieder mit sich selbst in Kontakt zu kommen und den Mut zu haben, sich wieder selbst zu spüren.“ Und Christian Probst, Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin sowie Psychotherapeut, geht noch einen Schritt weiter, in dem er mittels Existenzanalyse klar macht: „Es gibt drei Sätze, die Lebensliebe ermöglichen: Ich kann da sein, ich mag leben und ich darf ich selbst sein.“ Auf dem Weg dorthin biete LeLi die bestmögliche Begleitung.
Dass Methodik allein dafür nicht reicht, betonen alle Anwesenden. Bei LeLi geht es vielmehr darum, einen sicheren Ort zu bieten, an dem jeder so sein darf, wie er ist. Und das gilt übrigens auch für die Mitarbeiter:innen, wie Sozialarbeiterin und Yogalehrerin Helene Zametter erzählt: „Ich kann mir keine bessere Arbeitsstelle vorstellen und das meine ich wirklich genauso. Ich werde als Mitarbeiterin wertgeschätzt – das betrifft auch mein persönliches Wohlbefinden.“ In einer Arbeit, in der es allen rund um dich vermeintlich schlechter gehe, als dir selbst, sei es leicht, sich zu vergessen. Aber bei LeLi wird Wert daraufgelegt, dass es auch den Mitarbeiterinnen gut geht. „Man muss gut für sich selbst da sein, um auch für andere dasein zu können.“ Lebensliebe eben.

Mehr Info: » Internetseite LeLi-Tageszentrum für Essstörungen

Dr. Christian Probst, Landesrätin Juliane Bogner-Strauß, LeLi-Leitung Nina Baumgartner, Dr. Christoph Göttl

Dr. Christian Probst, Landesrätin Juliane Bogner-Strauß, LeLi-Leitung Nina Baumgartner, Dr. Christoph Göttl