Eintrag vom 20. Januar 2021

Alleinerziehende und Familien im Ausnahmezustand

Die Familienberatungsstelle ist gerade jetzt für Hilfesuchende da


Eine Mutter sitzt mit ihrem Sohn auf dem Boden

Schon länger hat Brigitte S. überlegt, sich Hilfe zu holen. Bei ihr zuhause herrscht derzeit  „Ausnahmezustand“. Ihr Alltag ist geprägt von Windeln wechseln, Kochen, Mathematik und Englisch-Vokabeln lernen, dann Abwaschen, Wäschen waschen und dann wieder kochen und Lehrerin spielen. Dazwischen den Kleinen in den Kindergarten bringen. „Diese Szenarien mindestens fünf Tage die Woche, auf engstem Raum gepfercht, lassen einem schon mal die Nerven schmeißen“, sagte sie in einem ihrer ersten Beratungsgespräche.

Dass die aktuelle Situation rund um Corona uns alle fordert, ist ihr durchaus bewusst. Sich mit der Nachbarin übers Balkongeländer mal ausreden, hilft ihr ganz gut, sagte sie. Auch mal eine Runde um den Häuserblock gehen hilft ihr, um auf andere Gedanken zu kommen. Auch auf ihre Schwester sei Verlass, diese hilft ihr wo es nur geht, erzählt die alleinerziehende Mutter von drei Kindern.

Jedoch dann kam dieser Montag nach der gemeinsamen dreiwöchigen Quarantäne, als sie ihren Jüngsten wieder in den Kindergarten bringen wollte und dieser sich vehement werte, die Türschwelle in den Gruppenraum zu überqueren. Erst dachte sie, er habe nur einen schlechten Tag, sei übermüdet und deshalb quengelig und etwas anhänglicher als sonst. Nach einer emotionalen Verabschiedung, dauerte es nicht lange, da wurde sie schon vom Kindergartenpersonal angerufen, sie möge doch bitte wieder zurückkommen, um ihren Sohn abzuholen, denn er ließe sich nicht mehr beruhigen.

„Und so ging es dann Woche für Woche weiter… ohne merkliche Verbesserung“, schilderte Frau S. „Teilweise stieg er mir erst gar nicht ins Auto, dann überlegte ich mir immer irgendeine Belohnung, das half manches Mal. Schaffen wir es in die Kindergartengarderobe, zog er sich meist gar nicht aus und klammerte sich an mich und weinte bitterlich. Meine Nachbarin war es schließlich, die mich ermutigte, mir professionelle Hilfe zu holen“, erkläre Frau S.

Den Tipp ihrer Nachbarin hat sich Frau S. zu Herzen genommen. Sie wurde schließlich auf das Angebot der Familienberatungsstelle der Lebenshilfe aufmerksam. Nach einem ausführlichen Telefonat mit der Mitarbeiterin wurde sie zuerst alleine, beim nächsten Termin gemeinsam mit ihrem Sohn in die Beratungsstelle gebeten. „Überlegen wir doch einfach mal gemeinsam, woran es liegen könnte, machen wir uns gemeinsam auf die Suche“, schlug die Psychologin vor. „Sowohl die Termine für mich alleine taten mir gut, endlich mal über meine Sorgen reden zu können, man ist ja schließlich nicht nur Mutter den ganzen Tag, sondern schließlich bin ich auch noch eine eigenständige Persönlichkeit, eine Frau. Dann machten wir einige Einheiten im Förderraum, diese haben meinem Kleinen sehr gutgetan, er hatte sichtlich Spaß. Ich merkte, wie er langsam wieder aus sich herauskam, wie er wieder aktiver wurde. Wir haben diese Einheiten immer vor- und nachbesprochen. Ich bekam auch gute Tipps, wie ich den Übergang von zuhause in den Kindergarten für meinen Sohn wieder leichter machen könnte.

Dieser externe Blick, die Tipps sowie auch die Bestätigungen von außen, dass mir vieles sehr gut gelingt, haben mir in dieser turbulenten Zeit, wo jeder nur mehr von Corona redet, es jedoch die ganz normalen Familienprobleme ja auch nach wie vor gibt, sehr gutgetan“, berichtet Frau S. in ihrem vorerst letzten Beratungsgespräch in der Familienberatungsstelle. „Wen ich wieder jemanden zum Reden brauche, wenn mir zuhause wieder mal alles über den Kopf wächst, kann ich mich dann wieder bei Ihnen melden?“ fragt Frau S. die Mitarbeiterin. „Auf jeden Fall, sehr gerne“, bekommt sie als Antwort.

Wenn auch Sie Unterstützung benötigen, kontaktieren Sie uns: » Kontakt und mehr Info zur Familienberatungsstelle